Fremde Heimat Korea - Ein deutscher Arzt erlebt die letzten Tage des alten Korea (1901-1905)

Der Arzt Richard Wunsch (Vater der Hrsg.) lebte in den Jahren 1901 - 1905 als Hofarzt des letzten Kaisers in Korea. Da ihn diese Tätigkeit jedoch keineswegs ausfüllte, baute er sich eine eigene Praxis auf, die ihn mit Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Kreisen in Begegnung brachte. So bewegte er sich nicht nur auf diplomatischem Parkett, wie die allermeisten Ausländer seiner Zeit, sondern erlebte neben politischer Intrige und höfischem Treiben gerade auch das Alltagsdasein des koreanischen Volkes. Zudem war R.W. im besten Sinne weltaufgeschlossen und liberal: ohne nationale Dünkel, von kultureller Lernbegierde, voll sozialer Anteilnahme, mit wachem politischen Sinn für die Umbruchsituation im Fernen Osten, deren wichtiger Zeuge er wurde. Diese Aufgeschlossenheit Wunschs ist vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der <Hunnenrede> Wilhelms II. zu sehen. Sie ermöglichte die aufschlussreichen, lebendigen und persönlich anschaulichen Tagebucheintragungen und Briefe, die uns einen spannenden Einblick in den Verfall des alten koreanischen Reiches gewahren, das fortan im Strahlbereich der aufgehenden japanischen Sonne liegen wird.