Die Bentheimer Eisenbahn

Zu den außergewöhnlichen Privatbahnen zählt zweifellos die Bentheimer Eisenbahn. In der alten Fürstenstadt Bentheim - im äußersten Westen Niedersachsens - nimmt sie ihren Ausgang. Einerseits führt sie in nördliche Richtung längs durch die Grafschaft Bentheim, vorbei an der Textilstadt Nordhorn und dem Betriebsmittelpunkt Neuenhaus bis ins niederländische Coevorden. Ihr südlicher Streckenteil reichte einst bis zum westfälischen Bahnknoten Gronau, heute über ein neu angelegtes Anschlußgleis zum Bundeswehrdepot Ochtrup.

Das Eisenbahnfieber griff bereits 1840 auf die Grafschaft Bentheim über, doch die schließlich realisierte Almelo-Salzbergener Bahn berührte nur im südlichen Zipfel den Kreis. Die Bevölkerung des Hinterlandes ließ nicht locker und kämpfte lange um eine Eisenbahn, die sie für ihre wirtschaftliche Entwicklung so dringend benötigte. Die eine Gruppe forderte eine Querbahn Almelo-Nordhom-Lingen, eine andere machte sich für eine Längsbahn Bentheim- (oder Schüttorf-) Nordhom-Coevorden stark, ... und setzte sich schließlich durch. 1896 wurde das erste Teilstück (Bentheim-Neuenhaus) der damaligen Bentheimer Kreisbahn eröffnet. Die 76 km lange Gesamtstrecke Gronau-Coevorden war 1910 vollendet.

Nach schweren Krisenjahren folgte um 1930 eine Blütezeit. Neue ELNA-Dampfloks und vierachsige Reisezugwagen wurden zum Symbol für Fortschritts bewußtsein. Ihre großen Jahre erlebte die Bentheimer Eisenbahn AG, wie die Bahn seit 1924 heißt, nach 1945, als sie durch das „schwarze Gold" der Niedergrafschaft zu Wohlstand kam. Mächtige Neubaudampfloks, moderne Großraumtriebwagen sowie Streckendieselloks der 1. Generation prägten den Zugverkehr der Nachkriegszeit. Der Bau einer Ölpipeline und die Verlagerung des Personenverkehrs auf die Straße gaben dem Schienenverkehr ein völlig verändertes Gesicht. Doch die heutige Jahrestonnage zeigt, daß sich die BE den veränderten Verkehrsanforderungen angepaßt und sich zu einem modernen Verkehrsunternehmen entwickelt hat.